Mittwoch, 17. Mai 2017

Der Blick vom Himmel auf die Erde: Vom Schloss Lichtenstein aus liegt einem Württemberg zu Füßen.



Der Blick von der Turmplattform des Schlosses ist aus Sicherheitsgründen dem normalen Besucher verwehrt. Nachvollziehen kann man die einmalige Aussicht, mit Hilfe eines Textauszugs aus dem Roman "Lichtenstein", wie es schon Wilhelm Hauff 1826 beschrieben hat:

Unter dem Felsen von Lichtenstein wohl dreihundert Klafter tief, breitet sich ein liebliches Tal aus, begrenzt von waldigen Höhen, durchschnitten von einem eilenden Waldbach, drei Dörfer liegen freundlich in der Tiefe; dem Auge, das in dieses Tal hinabsieht, ist es, als schaue es aus dem Himmel auf die Erde. Steigt das Auge vom tiefen Tale aufwärts an den waldigen Höhen, so begegnet es malerisch gruppierten Felsen und den Bergen der Alb, hinter dem Bergrücken steigt die Burg Achalm hervor, und begrenzt die Aussicht in der Nähe. Aber vorbei an den Mauern von Achalm, dringt rechts und links das Auge tiefer ins Land. Der Lichtenstein liegt den Wolken so nahe, dass er Württemberg überragt. Bis hinab ins tiefste Unterland können frei und ungehindert die Blicke streifen. Entzückend ist der Anblick, wenn die Morgensonne ihre schrägen Strahlen über Württemberg sendet. Da breiten sich diese herrlichen Gefilde wie ein bunter Teppich vor dem Auge aus; in dunklem Grün, in kräftigem Braun der Berge beginnt es, alle Farben und Schattierungen sind in diesem wundervollen Gewebe, das in lichtem Blau sich endlich mit der Morgenröte verschmilzt. Welche Ferne von Lichtenstein bis Hohenasperg, und welches Land dazwischen! Es ist kein Flachland, keine Ebene; viele  Strömungen von Hügeln und Bergen ziehen sich hinauf und herunter, und von Hügeln zu Hügeln, welche breite Täler und Ströme in ihrem Schoße bergen, hüpft das Auge zu dem fernen Horizont.

Postkarte: Archiv des GHV-Lichtenstein                                                      Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

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