Sonntag, 11. Juni 2017

Schulen und Schulunterricht: "Damit ein wohlgesittetes und frommes Geschlecht heranwachsen möge!"


Auszug aus der Pfarrbeschreibung für beide Ortsteile (Ober- und Unterhausen); gefertigt auf den 1. Oktober 1905, von Pfarrer Heinrich:

"Der Reformation in Württemberg verdankt man auch hier eine Schule. In Oberhausen wurde für die Gemeinden Ober- und Unterhausen, Honau, Holzelfingen und Kleinengstingen eine Schule gegründet. Als Schulgebäude stand in Oberhausen das Kaplaneigebäude zur Verfügung. Die erste Erwähnung der Schule finden wir im "Geistlichen Lagerbuch Urach", vom Jahre 1555, hier steht geschrieben: "Der Pfründ eigen ein Haus auf dem Kirchhof, auf allen Seiten von der Kirchhofmauer umfasst, aller Beschwerden frei, jetzo Schulhaus mit 1 Mannsmahd Wiesen, 3 Viertel Baumgarten, 1 Krautgarten, nutzt alles der Schulmeister". Dies bleibt so bis 1722, denn aus diesem Jahre sagt die Besoldungsbeschreibung: "Zu Oberhausen, allwo das Schulhaus steht, ist von altersher ein Schulmeister gewesen, zu Unterhausen aber ist nur ein Mesner."

Die entlegensten der 5 Gemeinden strebten frühzeitig eigene Schulen an, so wird in der Besoldungsbeschreibung vom Jahre 1651 ein Schulmeister und Mesner in Holzelfingen, ähnlich in Honau und Kleinengstingen, erwähnt. Der Lehrer in Oberhausen besorgte als in der Feder erfahrener Mann, als Dorfschreiber manche Schreibgeschäfte, weshalb ihm  die eigentlich und zunächst berufenen Stadt- und Gerichtsschreiber von Pfullingen und Urach häufig gram waren.

1722 wurde in Unterhausen eine eigene Schule eingerichtet: "Der Mesner in Unterhausen soll eine Stube zurichten lassen, dass die Schuljugend Platz darin habe". Der erste Lehrer in Unterhausen war 1723 Matthäus Bley, dem 1758 das schöne Zeugnis gegeben wurde, dass er das Amt zum Vergnügen der Gemeinde schon 35 Jahr versehen habe. Später trat ihm der Provisor, Michael Wick von Eningen, zur Seite. Fast 100 Jahre ist die Schulgeschichte Unterhausens mit dem Namen Wick verbunden (gut gewirkt!). Von 1758 - 1845 haben jeweils Vater und Sohn Wick, 3 Generationen lang, hingebend und erfolgreich unterrichtet. 1821 wurde die Provisorstelle ständig und im September 1903 mit der Eröffnung des neuen Schulhauses, eine dritte unständige Stelle geschaffen. Der Provisor wohnte beim Schulmeister, weil im ganzen Dorf keine Wohnung aufzutreiben war.

Aber auch die damalige Zeit kannte Schulraumsorgen. Über 100 Jahre wurde im Privathaus des Lehrers Schule gehalten: In dem Wick'schen, jetzt Schreiner Bley'schen Haus, gegenüber dem Pfarrhaus. Im Jahr 1800 wird berichtet: "Es ist kein Schulhaus da, der Unterricht wird im eigenen Haus des Lehrers gehalten, wofür er jährlich 12 Gulden Hauszins bekommt".

Erst das Schulgesetz von 1836 führte zum Bau eines Schul- und Rathauses mitten im Ort. Es wurde 1838 vollendet und eingeweiht. Aber die wachsende Schülerzahl drängte die Gemeinde 1881/82 am Südostende des Dorfes ein neues Schulhaus zu bauen (Schillerschule, jetzt Kindergarten / Friedrichstraße). Aber bereits nach weiteren 20 Jahren reichten auch die dort vorhandenen zwei Schulräume nicht mehr aus. 1901 - 1903 wurde nun am Nordostende ein zweites, größeres Schulhaus (Uhlandschule) erbaut, das am 8. September 1903 mit dem Wunsche eingeweiht wurde, dass dort ein wohlgesittetes und frommes Geschlecht heranwachsen möge."

Das Foto entstammt aus dem Archiv von Wilfried Reiff  / 2001. Es zeigt das s.g. "Alte Schulhaus" im ehemaligen Oberhausen und die "Erlöserkirche" - von beiden Gebäuden deren Rückseiten.
                                             Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

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